Mein Weg zu Yoga

Es begann beim Bodenfrühstück mit meinem Vater vor vielen Jahren. An den Wochenenden haben wir öfters bei indischen Klängen und sanftem Duft der Räucherstäbchen geredet und Tee getrunken, ich war noch ganz klein, die spannenden Geschichten von den Indien Reisen haben mich immer fasziniert und ich wollte irgendwie mehr erfahren. So kam es, dass mein Vater seine Dia Fotos herauskramte, ich sah mit Begeisterung die schönen Bilder, die Szenerien indischer kleiner Gassen, die vielen Affen und freilaufende Kühe in Mitten des hektischen Verkehrs, die weisen Männer mit ihrem wenig Hab und Gut und trotzdem war Freude in ihren Augen zu sehen. Das Land der Gegensätze. Menschen die sich am Ufer des Ganges waschen, Menschen die sich von ihren Angehörigen verabschieden und ihre Leichen verbrannten, Leben und Tod. Ich habe den Eindruck, dass das Thema sterben und Tod bei uns in der westlichen Welt ein Tabu Thema ist. Was wir möglichst immer verdrängen möchten. Dabei gehören Leben und Tod zusammen.

 

Jedenfalls haben sich meine Eltern seit ich denken kann, mit Meditation beschäftigt. Meine Mutter hat an vielen Tai Chi Seminaren teilgenommen und unterrichtet selbst seit einigen Jahren eine kleine Gruppe. Ich kann mich noch genau erinnern, als mein Vater 2-3 Mal im Jahr nach Dietfurt ins Zen Kloster ging, die sogenannten Sesshin dort besuchte. Meistens dauerten diese Meditations Perioden eine volle Woche. Ich vermisste ihn, und war immer ganz neugierig was er dort machte! Einmal als ich 8 Jahre alt war, durfte ich bei seiner Anreise mit, und ich habe ihm sein Meditationskissen in den großen Saal gelegt auf seinen Platz. Der Raum war ziemlich schlicht gehalten und es war etwas kühl. Nur ein kleiner Altar und eine Klangschale konnte ich sehen. Als mein Vater am Sonntag zurück kam, war er ganz still und sah in sich glücklich und zufrieden aus. Aber es war anstrengend, sagte er immer. Beim Essen wird geschwiegen, um sich komplett auf das Essen konzentrieren zu können, es wird mehrmals am Tag meditiert, was körperlich sehr anstrengend sein kann. Man muss es selbst erfahren, sagte er immer zu mir.

Ich liebte es auch noch später als ich 16 war, tiefgründige Gespräche zum Sinn des Lebens zu führen, oder Bücher über solche Fragen des Lebens zu lesen. Manchmal denkst du zuviel nach, sagte meine Mutter oft zu mir, wenn ich mal wieder für 2,3 Minuten auf einen Fleck starrte… aber diese 2-3 Minuten waren, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, der Beginn meiner Art zu meditieren. In dieser kurzen Zeit, dachte ich an Nichts, es war nur der Atem und ich, und völliger Frieden. Der Geist war still. Das häufte sich stetig, und wurde immer einfacher für mich, diesen Zustand hervorzurufen.

Wahrscheinlich wusste ich damals noch nicht genau, was ich da genau machte.

Und ich genoss meine Teenager Zeit mit all ihren Facetten, ohne groß über Meditation nachzudenken. Dennoch fehlte etwas. Und so saß ich in meiner ersten Yoga Stunde. Ohne zu wissen was jetzt auf mich zukommen würde. Die Lehrerin nahm noch einen Schluck von ihrem Tee, und fragte uns wie es uns heute geht. Viele sagten, ah mein Rücken schmerzt, oder der Nacken ist verspannt. Dementsprechend haben wir dann unsere Asanas geübt. Und ich erlebte meinen ersten Sonnengruß. Anstrengend dachte ich mir… aber mein Körper fühlte sich so gut an, und nach der ersten Stunde, beschloss ich, wieder dort hinzugehen, meine Neugier war von dem Tag an bis heute geweckt! Und vor allem auch die Yoga Philosophie für mich zu studieren, ich begann Patanjalis Yoga Sutren zu lesen.

Im Laufe der Zeit, bemerkte ich viele schöne Veränderungen, mein Körper fühlte sich lebendig und stabil an, meine Atmung hat sich verlangsamt und vertieft, und was am erstaunlichsten war, ich hatte irgendwie Frieden geschlossen, ich war ausgeglichener im Alltag, nahm vieles nicht mehr so ernst und ärgerte mich viel weniger. Yoga hat mir geholfen auch aus depressiven Phasen herauszukommen und daran zu wachsen.

Dann kam der Moment, an dem ich mich innerlich entschloss eine Yoga Lehrer Ausbildung zu beginnen. Und ich habe bei Heike angerufen, die Ausbildung beginnt übermorgen, sagte sie zu mir. Bin noch am gleichen Abend in ihre Yoga Kula gefahren um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen, und um sie kennenzulernen. Ich habe mich gleich sehr wohl gefühlt und mein Herz hat schon lange die Entscheidung getroffen, ich meldete mich an. So war ich die erste Abzweigung auf meinem Yoga Weg gegangen. Wir lernten soviel, wir saugten alles auf. Heike und Wolfi gaben ihr tiefes Wissen mit absoluter Hingabe weiter. Von der Philosophie bis zur Anatomie, ich konnte gar nicht genug erfahren.

Immer tiefer tauchte ich ein, in die Veränderung, mein Leben hat sich verändert, ich war auf der Reise zu meinem Wesenskern, immer dabei, mein innerer Kompass.

Die ersten Vorstellstunden wurden gehalten, Feedback Runden und reger Austausch folgten. Die zwei Jahre vergingen schnell und das letzte Wochenende stand vor der „Lebens Kreuzung“. Wir alle hielten nacheinander unsere Yoga Stunden, und alle machten natürlich mit, es war vor allem eine körperliche Grenzerfahrung, und es hat sich was gelöst- Im sogenannten Shavasana, der Totenhaltung am Schluss jeder guten Yoga Stunde. Ich lag mit dem Rücken auf meiner Matte, die letzte Stunde der Ausbildung war vergangen, und plötzlich überkam mich eine Welle, gefüllt mit meinen Tränen, und tief in mir wusste ich, ich bin angekommen, es war ein sehr friedlicher Moment, eine Erlösung, eine Transformation. Keine Ängste, keine Gedanken, die große sanfte Leere. Mein Lehrer kam und legte seine Hände auf meine Schultern.

Diese Erfahrung werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Diese innere Zufriedenheit und dieses Glück möchte ich mit allen Menschen teilen.

Es war für mich ganz klar geworden, dieses Geschenk weiterzugeben und konzentrierte mich darauf, ein eigenes Yoga Studio zu gründen. Nach etlichen Anrufen in verschiedenen Studios und Schulen um Vertretungsstunden anzubieten, bin ich schließlich bei „Raum im Herzen“ gelandet. Die Frau am anderen Ende der Leitung war ganz begeistert, und sagte nur, das ist jetzt alles kein Zufall! Und sie begann mir ihre Geschichte zu erzählen. Sie war schwer krank und war gerade auf der Suche nach einer Yoga Lehrerin, die ihr Studio übernehmen möchte, und ihre Schüler weiter zu begleiten. Das war ihr Hauptanliegen. Ich war erstmal sehr gefasst und wusste gar nicht was ich sagen sollte. Wir haben lange telefoniert, und uns war beiden klar, dass wir schnell handeln mussten- Als ich das Gespräch beendete, klopfte mein Herz so laut wie noch nie. Mein Freund stand gerade in der Küche und kochte für uns, ich habe ihm gleich alles im Detail erzählt. Er sagte nur, langsam langsam… das müssen wir uns genau ansehen und überlegen, schließlich würde es auch bedeuten, meinen Beruf als Zahnarzthelferin aufzugeben. Ich war aber ins Geheim schon sicher und eine Woche später, hab ich sie angerufen und zugesagt. Sie freute sich riesig und wir haben alles organisiert. Ihre Schüler konnten mich kennenlernen und ich habe umsonst Stunden gehalten, die sie noch gut geschrieben hatten. Frau S. war bereits in der Klinik und immer wieder habe ich sie angerufen und ihr alles berichtet. Viele ihrer Schüler waren natürlich erst einmal sehr skeptisch und es war für mich sehr schwierig die passenden Worte zu finden. Schließlich waren Einige etliche Jahre bei ihr im Yoga Unterricht. Ich unterschrieb den Mietvertrag und die Monate vergingen. Viele sind gegangen, ein Paar sind geblieben, was ich absolut respektiere und verstehen kann. Dann kam die Nachricht. Frau S. ist verstorben. Es war ein Schock für mich und umso mehr für die Schüler. Doch ich hatte immer das Gefühl weiter zu machen, ich sehe es als Lebensaufgabe.

 

Jetzt sind es 2 Jahre. Es ist viel geschehen. Ich habe meine Kurse erweitert, Workshops gestaltet und meinen Beruf beim Zahnarzt verkürzt. Ich war frei. Ich konnte mich intensiv mit Yoga beschäftigen, mich weiterbilden zur Yoga Therapeutin und viele andere Fortbildungen besuchen. Dankbarkeit begleiten mich jeden einzelnen Tag. Glückliche Teilnehmer zu sehen, sind meine Motivation und Inspiration. Ich lerne soviel von den Yogis. Wir lernen und wachsen gemeinsam, das ist das Wunderbare an Yoga. Ich stell mich nicht ins Rampenlicht, ich bin neben meiner Lehrertätigkeit auch immer Schülerin, ein Leben lang!

Im Mai werde ich mit Rainbowyoga umziehen, in schöne helle Räume. Einer kleinen feinen Oase. Ich freue mich auf den nächsten Schritt.

Ich möchte mich bei meinen Eltern, Freunden und meinem Partner bedanken, und vor allem meinen Lehrern Heike und Wolfgang für die nährende intensive Zeit! Und meinen Yogis für so schöne gemeinsame Stunden!

 

„Glaube nichts, nur weil alle es glauben. Glaube nichts, nur weil es als heilig gilt. Glaube nur das, was du selbst als wahr erkannt hast.“ Buddha